Die Bibel verstehen I
Wie ich ein Buch verstehe, wofür ich es halte und was ich von ihm erwarte, bestimmt maßgeblich, welche Erfahrung ich mit ihm machen werde. In heutigen Buchhandlungen geben uns die Kategorien auf den Regalen und die Cover erste Hinweise. Untertitel oder Anmerkungen zur Gattung verraten uns bereits vor dem ersten Durchblättern, ob wir es mit einem Kochbuch, einem Roman oder einer Autobiografie zu tun haben. Wenn wir uns aus irgendeinem Grund irren und sich die vermeintliche Komödie dann am Badestrand als Psychothriller entpuppt, sind wir vielleicht angetan und mitgerissen. Womöglich stiften wir die Mogelpackung aber auch umgehend einem öffentlichen Bücherregal.
Die Bibel kommt meistens ohne aussagekräftigen Einband und auch ohne klärenden Untertitel daher. Als “Buch der Bücher” scheint sie nichts davon nötig zu haben, und doch wurzeln im Fehlen von Anhaltspunkten viele Verständnisschwierigkeiten. Man muss allerdings auch fragen: Was könnte man auf den Buchdeckel schreiben? Wie sieht ein möglichst kurzer Beipackzettel zur Bibel aus? Wie versteht man sie überhaupt “richtig”?
Beipackzettel und Untertitel für die Bibel
Ich werde im Folgenden einige Vorschläge für Untertitel und Beipackzettel zur Bibel machen. Altbekannte wie “Wort Gottes” sollen dabei nicht ausdrücklich Thema sein; diese theologisch aufgeladenen Begriffe sind ohne Zweifel richtig, aber mittlerweile selbst ebenfalls missverständliche Worthülsen wie “Die Bibel”. In ihrem Namen wurde außerdem großes Unrecht begangen und gerechtfertigt – was hat das “Wort Gottes” nicht angeblich schon alles an Scheußlichkeiten geboten! Es soll also um Begriffe gehen, die das theologisch Richtige auf den Punkt bringen, dabei aber nicht zu fundamentalistischen Leseweisen verführen.
“Richtig” ist das Bibelverständnis demnach, wenn es den Menschen zum Blühen bringt. Dieses Kriterium ist nicht konfessionell gebunden und auch nicht per se religiös. In meinem Fall entspringt es allerdings der Überzeugung, dass Jesus dafür gelebt hat und gestorben ist. In diesem Licht lese ich die Bibel.
Der blühende Mensch – was heißt das?
Man kann fragen: Geht’s nicht etwas genauer? Was ist denn jetzt ein blühender Mensch? Lebt er in Liebe? In Frieden? Es ist nichts falsch an diesen Begriffen und wenn die Bibellektüre beides mehrt, dann: fabelhaft.
Aber ich nehme auch von diesen Wörtern zuerst einmal Abstand. So wie ich als Kriterien nicht das “Gute, Wahre und Schöne” heranziehe, wie es sich bei Platon findet, auch wenn an allen Dreien nichts verkehrt ist.
Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen abgegriffene Begriffe – schließlich kann das ja auch heißen: Sie haben sich bewährt. Aber ich möchte nichts heranziehen, was zu konkrete Bilder im Kopf erzeugt oder christliche Klischees im Innern aufsteigen lässt.
Richtige Bibellektüre bringt den Menschen zum Blühen. Wie das geschieht und was das heißt wird Gegenstand all meiner Blog-Beiträge sein, die sich mit der Bibel oder einzelnen Texten befassen. In der Reihe “Bibel verstehen” soll es darum im Besonderen gehen.
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